Förderung der Sinne Intensiv Kinder e.V.

Am 15.06.2006 hat im Centrum für therapeutisches Reiten die

Veranstaltung Intensiv Kinder e.V. sattgefunden .... [mehr]

 

 


Was ist Therapeutisches Reiten? 

 
Medizin - Pädagogik/ Psychologie - Sport
Seit dem Altertum ist schon bekannt, dass Reiten Körper und Seele gut tut. Therapeutisches Reiten ist aber mehr als die bloße sportliche Freizeitgestaltung: es untergliedert sich in die drei Bereiche Hippotherapie, Heilpädagogisches Reiten/ Voltigieren und Behindertensport.
Ende der 50er Jahre entdeckten Ärzte und Physiotherapeuten die Chance, das Pferd im Rahmen physiotherapeutischer Behandlungen einzusetzen. Durch das rhythmische Bewegtwerden auf dem Pferderücken ergaben sich ganz neue Möglichkeiten zur Behandlung neurophysiologischer Störungen.
In den 60er Jahren entwickelte sich dann ein eigenständiger Ansatz zur pädagogischen Nutzung des Pferdes. Das Heilpädagogische Reiten/ Voltigieren stellt diesen Aspekt in den Vordergrund, der Erwerb reiterlicher Grund-kenntnisse steht erst an zweiter Stelle.
Parallel zu den genannten Ansätzen gab es schon immer behinderte Sportler, die das Pferd als Partner eingesetzt haben.
Jeder dieser drei Bereiche spricht spezifische Probleme an - von körperlichen Behinderungen und Beschwerden über mangelnde soziale Integration bis hin zur Freude an gemeinsamen Aktivitäten - die Grenzen sind fließend: so leiden zum Beispiel behinderte Menschen aufgrund ihrer körperlichen Beeinträchtigung oft unter sozialen Störungen. Oder verhaltensauffällige Kinder entdecken im Reiten eine Sportart, die nicht nur ihre soziale Kompetenz verbessert, sondern auch Herausforderung und körperliches Training bedeutet.
In jedem Gebiet ist der Kontakt zum Pferd und zum Therapeuten oder Trainer stark ausgeprägt und der Teilnehmer wird als "ganzer Mensch" gefordert und gefördert.
Wir sehen das Therapeutische Reiten deshalb als ganzheitliche Behandlung, die in jedem Fall Körper, Geist und Seele anspricht.
 

Hippotherapie

Hippotherapie ist der rein medizinische Einsatz des Pferdes im Sinne einer Ergänzung und Erweiterung der Physiotherapie auf neurophysiologischer Grundlage.
Es handelt sich dabei um eine krankengymnastische Einzelbehandlungsmaßnahme, die in ein physiotherapeu-tisches Gesamtbehandlungskonzept eingebunden sein sollte. Hippotherapie wird grundsätzlich vom Arzt ver-ordnet und von Physiotherapeuten mit der beruflichen Zusatzausbildun
g Hippotherapie mit speziell dafür ausgebildeten Pferden durchgeführt. Diese Therapiepferde werden jeweils von einem/r Pferdeführer/in am Langzügel im Schritt und auf genaue Anweisung der Physiotherapeuten geführt.
Die begleitende Physiotherapeutin macht sich dabei die dreidimensionalen Schwingungsimpulse des Pferderückens sowie die Zentrifugal-, Beschleunigungs- und Bremskräfte zu Nutze, die auf den Patienten einwirken.
Bei der Hippotherapie handelt es sich nicht um Reiten, sondern um ein reaktives Sitzen des Patienten auf dem Pferd (Bahnungstechnik).


 
Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren

Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren meint Maßnahmen, die zunehmend in der Pädagogik, der Psychologie und bestimmten Bereichen der Psychiatrie Eingang finden.
Die individuelle und soziale Entwicklung von verhaltensauffälligen, lern- oder geistig behinderten sowie psychisch kranken Menschen wird günstig durch den Umgang mit dem Pferd beeinflusst und gefördert. Zusätzlich werden Grundkenntnisse im Reiten und/oder Voltigieren vermittelt. Sozial retardierte und entwicklungsverzögerte, also verhaltensauffällige oder -gestörte Kinder und Jugendliche sind die hauptsächliche Zielgruppe für diese Therapieform, die eine individuelle Förderung der geistigen und sozialen Entwicklung erlaubt.
Die Arbeit mit dem speziell ausgebildeten Pferd erleichtert Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen den Umgang mit Ängsten und Frustrationen. Vertrauen wird aufgebaut und führt zur Erfahrung von Selbstwertgefühl und angemessener Selbsteinschätzung. Die Konzentrationsfähigkeit wird dadurch geschult und verbessert.
Positive Effekte im sozialen Verhalten werden sowohl durch den Umgang mit dem Pferd als auch durch das Erleben in der Gruppe erreicht.
Die heilpädagogischen Reit- und Voltigierstunden werden von Pädagogen, Psychologen oder Psychotherapeuten mit entsprechender Zusatzausbildung geleitet.
Therapeutisches Reiten in Psychiatrie und Psychotherapie
Die Arbeit mit dem Pferd in der Psychotherapie erweist sich als besonders hilfreich in der Behandlung psychosomatischer Erkrankungen, sowie in der Therapie von Essstörungen, Traumafolgen, Depressionen, Ängsten, Beziehungsstörungen, Lebenskrisen, u.a.
In der Psychotherapie am Pferd steht zunächst die Kommunikation und Beziehungsgestaltung zwischen Mensch und Pferd im Mittelpunkt. Durch die sensible Wahrnehmung des Pferdes und seine direkte Reaktion werden dem Menschen unbewusste Einstellungen, Verhaltens- und Beziehungsmuster deutlich, die er reflektieren und verändern kann.
Psychische Krisen finden immer ihren Ausdruck in einem charakteristischen Haltungs- Bewegungs- und muskulären Spannungsmuster, das durch den körperlichen Kontakt zum Pferd bewusst erfahrbar und veränderbar wird. Der starke körpertherapeutische Anteil in der Arbeit mit dem Pferd fördert die Selbstwahrnehmung des Menschen und den Zugang zu eigenen heilsamen Energien und Ressourcen.
Das psychotherapeutische Reiten wird durchgeführt von psychologischen, ärztlichen und pädagogischen PsychotherapeutInnen mit einer mehrjährigen Weiterbildung und entsprechender hippologischer Qualifikation.

 
Reiten, Fahren und Voltigieren als Sport für Menschen mit Behinderung
 
Reiten und Fahren gehören zu den wenigen Sportarten, die Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam ausüben können.
Für die meisten sinnesgeschädigten, körper- als auch geistigbehinderten Menschen stellt es kein Problem dar, Reiten oder Fahren zu erlernen. Genauso wie Nichtbehinderte erleben gehandicapte Menschen Sport als befriedigende, erfüllende Freizeitgestaltung und Möglichkeit zu sozialen Kontakten. Zusätzlich bietet sich ein Ausgleich von behinderungsbedingter Bewegungsarmut.
Der Pferdesport ist mit speziellen Hilfsmitteln und besonders geschulten Pferden auch Schwerbehinderten zugänglich. Blinde Reiter nutzen akustische Hilfen, geistig Behinderte sowohl optische als auch akustische. Auf den Rollstuhl Angewiesene lenken für ihre Bedürfnisse umgebaute Wagen. Beim Reiten erleben sie ungehinderte Bewegungsfreiheit auf "vier gesunden Beinen".
Leistungssport, also Wettkämpfe und Turniere, wird ebenfalls von vielen behinderten Reitern und Fahrern betrieben (Paralympics).
Unterstützt werden behinderte Pferdesportler von Trainern bzw. Reitlehrern mit entsprechender Zusatzausbildung, die mit den besonderen Bedürfnissen Behinderter vertraut sind.